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20 Jahre DMP-Datenstelle Bayern

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums blickt der Leiter der DSiE, Hans-Jürgen Brummer und dessen stellvertretender Leiter Markus Haas zusammen mit der KVB FORUM auf die letzten beiden Jahrzehnte zurück. Ein Auszug aus dem Interview von Marion Munke (KVB)

 

Herr Brummer, Herr Haas, könnten Sie uns ein wenig über die Geschichte der DMP-Datenstelle erzählen, insbesondere über die Anfänge vor 20 Jahren und die damaligen Ziele?

Brummer: Die ArGe DMP-Datenstelle Bayern wurde auf Wunsch der KVB und der Krankenkassen 2005 gegründet, um mehr Datensicherheit und Kontrolle über die Datenverarbeitung zu erhalten. Die Vorgänger-Datenstelle – ein privatwirtschaftliches Unternehmen – hatte die strengen Vorgaben des Datenschutzes und Vorgaben der Krankenkassen und KVB nicht erfüllt. So waren Daten damals sogar in Fernost aufgetaucht. Daher haben die gesetzlichen Krankenkassen und die KVB, die bereits im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft die DMP in Bayern organisiert hatten, eine weitere Arbeitsgemeinschaft als Datenstelle im Eigenbetrieb gegründet, kurz DSiE.

Welche Herausforderungen hat die DSiE in den letzten zwei Jahrzehnten bewältigt, welche Aufgaben hat sie heute?

Haas: Im Auftrag der Krankenkassen verarbeiten wir die DMP-Dokumentationen und Teilnahmeerklärungen aller DMP-Patientinnen und -Patienten in Bayern, die uns die teilnehmenden Arztpraxen zusenden. Dabei hat die DSiE von Anfang an sehr innovativ agiert: So wurde in Bayern als erste KV-Region die elektronische DMP-Dokumentation eingeführt. Das heißt, der elektronische Datensatz wird in der Praxis erstellt und elektronisch an uns übermittelt. Zuvor wurden Dokumentationen in Papierform erstellt und auf dem Postweg an die datenverarbeitenden Stellen gesendet. Inzwischen ist die elektronische Dokumentation auch in allen anderen KV-Regionen Deutschlands Standard. Allerdings gab es in den Anfängen noch die sogenannten „Versandlisten“ – ein aufwändiges Verfahren, um die damals gesetzlich vorgeschriebene Unterschriftenerfordernis für die elektronischen Dokumentationen einzuholen. Mit Abschaffung dieser Vorschrift im Jahr 2012 wurden die DMP weiter entbürokratisiert.

Brummer: Und auch bei den Übertragungswegen von der Praxis zur DSiE hat sich viel getan: Anfänglich wurden die verschlüsselten Daten noch per Diskette, CD oder E-Mail an uns gesendet. Diese Übertragungswege sind inzwischen zeitgemäßen Übermittlungsmöglichkeiten gewichen. Die Daten können nun nur noch über das Portal „Meine KVB“ und über „KIM“ (Kommunikation im Medizinwesen) übermittelt werden. Der letztgenannte Übertragungsweg wird im Laufe dieses Jahres das bisherige Verfahren „KV-Connect“ ablösen – auch hier ist die DSiE also auf dem neuesten Stand. Ziel ist es immer den Praxen mindestens zwei alternative Übermittlungsmöglichkeiten anzubieten.

Haas: Damit sich Patientinnen und Patienten in ein DMP einschreiben können, wird vom Gesetzgeber ja nach wie vor eine papiergebundene Teilnahmeerklärung verlangt. Daher haben wir vor etwa zehn Jahren eine qualifizierte elektronische Signatur eingeführt. So können wir revisionssichere Scans der Belege erzeugen, um diese anschließend den Krankenkassen zusammen mit dem entsprechenden Datensatz zur Verfügung zu stellen. Unser Expertenteam des Datenmanagements ist dafür verantwortlich, dass das alles gut in der Praxis umgesetzt werden kann.

Ein Blick in die Zukunft: Welche Projekte und Initiativen sind in den kommenden Jahren geplant, um die Arbeit der DSiE eventuell weiter auszubauen und zu verbessern?

Haas: Dies hängt ein Stück weit auch immer von den äußeren Bedingungen ab, die der Gesetzgeber vorgibt.
Neben den bisher in Bayern angebotenen DMP-Diagnosen hat der Gemeinsame Bundesausschuss Richtlinien für weitere DMP erlassen. Die Ausgestaltung ist aber zunächst Sache der KVB – gemeinsam mit den Krankenkassen. Wir sind jedoch gut aufgestellt, um weitere DMP-Indikationen verarbeiten zu können.

Brummer: Weitere Verbesserungspotenziale sehen wir im Zusammenhang mit dem möglichen Wegfall der papiergebundenen Teilnahmeerklärung. Hier wäre – was die Digitalisierung angeht – noch Luft nach oben. Aber noch sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine digitale Teilnahmeerklärung unseres Wissens nicht abschließend geschaffen. Darüber hinaus sind wir bestrebt, langfristig Alternativen für die papiergebundenen Schreiben zu finden, über die die Praxen regelmäßig wichtige Hinweise von uns erhalten. Inwiefern wir diese sensiblen Informationen digital bereitstellen können, ist eine Aufgabe für die Zukunft.

 

Das Interview als Ganzes: KVB FORUM 3-4/2025